Die Toranlage der alten Gehöfte in der Stadt
Bestand an oberhessischen Hoftoren mit ihrem hohen überdachten und überbauten Toren hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verringert. Allerdings kann Münzenberg sich glücklich schätzen noch eine relativ hohe Anzahl von Torbauten mit einem breiten Spektrum von Bau- und Auszierformen zu verfügen. In der Stadt sind zahlreiche Torbauten mit eingeschnittener Pforte erhalten geblieben, die die Zahl der Tore mit gesonderter Torfahrt und Pforte übersteigen.
Vor allem die Enge des Steinwegs, der Hauptstraße, die vom Wettertal in die Stadt führt, machte es erforderlich, Hoftore mit eingeschnittener Pforte anzulegen, damit die Einfahrt von der Straße her so breit wie möglich gehalten werden konnte. In der Eichergasse, die vom Marktplatz Richtung Rockenberg führt, und in der Pfarrgasse, die sich in unmittelbarer Nähe der ev. Pfarrkirche befindet, war allerdings genügend Platz, sodass eine Pforte mit gesonderter Torfahrt nicht nur möglich, sondern aus Repräsentationsgründen auch erwünscht war. Eigenwillige, kunstvolle Gefachvarianten über den Pforten, zahlreiche Kerb- und Flachschnittbänder sowie Bänder in leichter Reliefschnitzerei verleihen den Torbauten eine ganz außergewöhnliche Note. Die Tore des 18. Jahrhunderts belegen eindrucksvoll, dass sich der Torbau der damaligen Zeit in seiner höchsten Reife befand. Den Höhepunkt erreichte die Ausgestaltung der Schmuckformen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aus den Torinschriften gehen oftmals die Jahreszahl, der Erbauer und der Zimmermeister, die das Tor erstellt haben, hervor.
Die Toranlagen und Gehöfte weisen auf den ehemaligen Charakter von Münzenberg als Ackerbürgerstädchen hin. Jahrhundertelang lebte die Bevölkerung vornehmlich von der Landwirtschaft und der Viehzucht. Auch die Handwerker und „kleinen“ Kaufleute waren im Nebenerwerb davon abhängig. Allerdings konnten sich nur vermögende Bauern eine solch kunstvolle Toranlage leisten.