Interessanter Vortrag in vollbesetztem Kulturhaus Alte Synagoge
Am vergangenen Wochenende referierte der Bezirksarchäologe für die Landkreise Rheingau-Taunus und Hochtaunus Dr. Kai Mückenberger, der auch das Amt des hessischen Koordinators für das UNESCO-Welterbe Limes innehat, über das Thema „Neues vom alten Limes“. Hierbei legte er folgende Schwerpunkte: ein Bustum bei Arnsburg, der neue Limesverlauf bei Butzbach-Fauerbach, Überraschungen vor dem Limeskastell Kapersburg, der Limes in Heidenrod, verdächtige Strukturen im Limeshinterland. Nach einer allgemeinen Einführung zur Entstehung des Grenzwalls, der auch die Gemarkung der Städte Butzbach und Münzenberg trennt, ging der Referent intensiv auf die aktuellen Ausgrabungen in der Nähe des Römerkastells Arnsburg, des nördlichsten Limeskastells am Wetterau-Limes ein. Hier stellte er nicht nur den aktuellen Stand der Grabungskampagnen dar, sondern erklärte mit aussagekräftigen Bildern auch die Grabungstechniken aus dem Bereich der Geophysik. Man nutze, so Mückenberger, die Geomagnetik in der Archäologie zur hochauflösenden Kartierung von verborgenen Siedlungsplätzen, antiken Bauten oder Einzelobjekten; die Geoelektrik werde oft alternativ oder ergänzend hierzu eingesetzt. Weitere interessante Inhalte folgten. Hierbei betonte er immer wieder das große Engagement seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter, aber auch das der ehrenamtlich Tätigen, die mit unterschiedlichen Aktivitäten dafür Sorge tragen, das Welterbe Limes im Gedächtnis der Bevölkerung zu halten. Dies sei für das Landesamt für Denkmalpflege aufgrund seiner begrenzten Ressourcen extrem wichtig.
Abschließend bedankte sich der Vorsitzende des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg, Uwe Müller, im Namen der Stadt und des Vereins bei Dr. Mückenberger für dessen informativen Vortrag und überreichte ein kleines Dankeschön.
Der 1. Vorsitzende U. Müller (rechts) dankt Dr. K. Mückenberger für seine Ausführungen
Bild 1 zeigt die Ausgrabung zu Beginn der Untersuchung in 2021 in Zusammenarbeit mit Studierenden der Altertumswissenschaften der JLU Gießen.
Bild 2 stammt aus 2023 und zeigt die freigelegten Fundamente des Bustums (Brandgrubengrab mit späterer Überhügelung (Tumulus). Nur noch in Ansätzen erhalten sind die Überreste einer viereckigen Einfassung (Mauer?), die über der Fundamentierung des Tumulus erhalten geblieben ist. Ob diese nach Abtrag des Tumulus errichtet wurde, bleibt bislang fraglich. Das Grab selbst war ursprünglich reich mit Beigaben ausgestattet, ist aber bereits antik beraubt worden. Unter den erhaltenen Beigaben sind vor allem der eiserne Faltstuhl und der daran anhaftende Strigilis erwähnenswert (Bild 3 unten).
Zu dem Ensemble kann auch noch der Griff einer bronzenen Kasserolle (eigentlich zum Trinkgeschirr gehörig) gezählt werden. Das Ausstattungsmuster verweist auf die römische Badekultur und ist entlang der Grenze immer wieder in aufwendigen Gräbern einer sozialen Oberschicht nachweisbar. Damit kann darüber spekuliert werden, ob hier evtl. ein ehemaliger Lagerkommandant des Kastells Arnsburg seine letzte Ruhestätte fand, der nach Aussage der Objekte irgendwann im 2. Jh. n. Chr. verstarb.
Fotos von Arnsburg als Schwerpunkt; Fotos: Landesamt für Denkmalpflege (Ausnahme: U. Müller u. Dr. K. Mückenberger); Text für die Fotos stammt von Dr. Kai Mückenberger