Gemeinsam mit Markus Bingel und Uwe Müller kam Bürgermeisterin Dr. Isabell Tammer zur Ruhe. Gemeint ist das ganz wörtlich. Die beiden Vorstandsmitglieder des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg begutachteten gemeinsam mit der Rathaus-Chefin die nach dem Vorbild der am Kaff stehenden historischen Ruhe gefertigte Steinruhe am Friedberger Weg. „Im Namen der Stadt danke ich dem Freundeskreis Burg und Stadt Münzenberg sehr für dieses tolle Geschenk anlässlich unseres 50-jährigen Bestehens als Gesamtkommune“.
Die zuvor an gleicher Stelle stehende Steinruhe war sanierungsbedürftig. Außerdem musste der landschaftsprägende und von der Bevölkerung geliebte Nussbaum im Frühjahr 2021 aufgrund einer Krankheit gefällt werden. Dass dieser prominente, stark frequentierte Ort mit einem pittoresken Blick zur Burg unbedingt wieder nutzbar gemacht werden sollte, darüber waren sich alle einig. Aus diesem Grund wurde der Platz um die Ruhe in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege des Wetteraukreises und dem Landschaftsplaner Raimund Haase neu gestaltet.
Die Blickachse von diesem Punkt in Richtung Burg und Stadt ist einer der schönsten Aussichtspunkte in der Gemarkung Münzenberg. Der Platz sollte daher touristisch ertüchtigt und aufgewertet werden. In Zusammenarbeit mit der Förderstelle sowie der Wirtschaftsförderung des Wetteraukreises konnten für die Neugestaltung Fördergelder im Rahmen des europäischen LEADER-Programms generiert werden. Bürgermeisterin Tammer bedankt sich ausdrücklich für die Hilfe und Unterstützung dieser beiden Stellen, ohne die der Weg durch den komplexen „Förder-Dschungel“ für die Stadt sehr viel komplizierter gewesen wäre.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es entstand ein einladender Ort zum Verweilen und Genießen mit einer Sitzbank. Der eine oder andere besonders ortskundige Besucher des neu angelegten Platzes wird vielleicht „alte Bekannte“ entdecken. Die Sitzbank entstand nämlich aus „recyceltem“ Material. Bei ihrem Bau fanden übrig gebliebene Steine von der Stadtmauersanierung Verwendung und auch einige Randsteine der Weehd in Ober-Hörgern haben hier eine neue Heimat gefunden.
Am 10.08.23 wurde nun planmäßig durch die Fa. Glaum Natursteindesign GmbH die Steinruhe am Friedberger Weg in Münzenberg gesetzt. Die als Ersatz für den krankheitsbedingt gefällten Nussbaum gepflanzte Linde ist eine Spende der Firmen Gardeco, Butzbach, und TMK, Münzenberg.
Maximilian Reuhl (Wetterauer Früchtchen), der Pächter der angrenzenden Ackerfläche, hatte sich nach Anfrage des Freundeskreises dankenswerterweise dazu bereit erklärt – und auch umgesetzt – einen Blühstreifen als Abgrenzung zum Feld einzusäen. Der Blühstreifen ist nicht nur optisch ein Hingucker, sondern auch ein Beitrag zur Biodiversität zwecks Förderung der Insekten- und Pflanzenvielfalt.
Doch was macht diese auf den ersten Blick unscheinbare Steinruhe so besonders? Die Stadt Münzenberg war – wie andere Städte auch – umgeben von einem ganzen Kranz solcher Steinruhen. Das Aufstellen der Steinruhen an vom Handel stark genutzten Wegkreuzungen war weit verbreitet und ist für Münzenberg seit dem 18. Jahrhundert dokumentiert. Die Ruhen sind steinerne Zeugen für die Optimierung der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im Güternahverkehr. Auf den Ruhen konnten damalige Gewerbetreibende und Händler ihre mit Waren beladenen Kiepen/Tragekörbe/Rucksäcke absetzen, ohne diese für die Pause auf dem Boden abstellen zu müssen. Das bot eine willkommene Erleichterung für viele Generationen.
Heute sind die meisten Steinruhen verschwunden. Die Tatsache, dass rund um Münzenberg noch vier Ruhen erhalten sind, ist historisch bedeutend und in Hessen an keinem anderen Ort zu finden. Daher will die Stadt die Aufmerksamkeit von Besucherinnen und Besuchern auch auf diesen Aspekt der Stadtgeschichte lenken und die Ruhen in einer ihrer überregionalen Bedeutung angemessenen Form in die touristische Infrastruktur integrieren. Passend dazu plant die Stadt eine eigene „Ruhe-Runde“ für Wanderer und Radfahrer, die an allen heute noch erhaltenen Steinruhen vorbeiführen wird.