Der sogenannte „Bellersheimer Hof“ ist der letzte noch erhaltene Burgmannenhof der Stadt. Das heutige Wohnhaus stammt im Kern noch aus dem 16. Jahrhundert, das Obergeschoss des Fachwerkbaus geht auf eine Erneuerung im 18. Jahrhundert zurück, da das Gebäude einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer fiel. Das Anwesen befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadtmauer. Die Familie von Bellersheim waren niedere Adelige, die als Burgmannen die Burgherren zudem als Territorialherren unterstützten, indem sie nicht nur Aufgaben zur Sicherung der Burg wahrnahmen, sondern auch Verwaltungsaufgaben versahen und bei Kriegszügen und Fehdehandlungen Dienste leisteten. Durch ihre Tätigkeiten gelangten sie zu Ansehen und Wohlstand und trugen gemeinsam mit Schöffen und Bürgern der Stadt die Verantwortung für zahlreiche Einrichtungen und städtische Belange. Sie treten daher oft als Unterzeichner von Urkunden der Pfarrkirche, des Hospitals und der Stadt auf. Der Hof unterstreicht das Standesbewusstsein der Familie. Der Wehrgang führt zu einem runden Schalenturm in der Nordwestecke der mittelalterlichen Stadtmauer, der wohl aus dem 14. Jahrhundert stammt. Er wird im Volksmund immer noch der „Diebsturm“ genannt, weil er in der frühen Neuzeit als Gefängnisturm benutzt wurde.